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Hackls Marillen &
Happy Turkeys


07. Juli 2023

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Am Freitagnachmittag des 7. Juli 2023 trifft sich bei strahlendem Sommerwetter eine 20köpfige (Land)Partie und macht sich im Gemeinschaftsbus auf den Weg nach Atzelsdorf zum Marillen- und Putenhof Hackl im Bezirk Mistelbach.

Wie bei fast allen AfterWork-Ausflügen beginnt Kornelia Zipper, die das Projekt leitet, mit einer Einführung in das Thema, das heute sehr vielfältig ist, besuchen wir doch einen Betrieb mit mehreren Produktionszweigen! Der Hof Hackl bewirtschaftet ca. 50 ha Ackerfläche, nennt 23.000 Marillenbäume sein Eigen, unter denen 2.000 Legehennen laufen, und hat erst im Vorjahr mit der Truthahnproduktion begonnen! Für über 25.000 Truthähne wurde ein neues Zuhause mit hohen Tierwohl-Standards und AMA-Gütesiegel geschaffen.

Einige Zahlen aus dem Grünen Bericht:

In Österreich gibt es derzeit rund 155.000 landwirtschaftliche Betriebe, leider sperren davon jeden Tag einige für immer zu. Rund ein Viertel der Betriebe wirtschaftet biologisch.

Marillenproduktion:

Die Marille ist ein Steinobst (neben Kern- und Beerenobst), im vorigen Jahr wurden in Österreich 4,6 Tonnen geerntet, das Hauptproduktionsgebiet ist die Wachau. Von ungefähr Mitte Juli bis Anfang August ist Marillen-Saison. Wir essen im Durchschnitt 1,7 Kilo Marillen im Jahr. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 40 Prozent.

Putenproduktion:

Nur 168 Betriebe in ganz Österreich mästen Puten, Brüterei gibt es überhaupt nur eine (in Oberösterreich) und auch nur einen großen Schlachthof für Puten (in Kärnten). 127 Putenbetriebe arbeiten konventionell, 41 biologisch. Jede Österreicherin und jeder Österreicher verzehrt im Durchschnitt im Jahr 12,5 Kilo Geflügelfleisch, davon 4,5 Kilo Putenfleisch (zum Vergleich: Wir essen im Jahr ca. 36 Kilo Schweinefleisch). Der Selbstversorgungsgrad bei Putenfleisch liegt bei nur 44 Prozent.

Reinhard Gessl, Tierhaltungsexperte vom FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), übernimmt das Mikro im Autobus und erzählt uns noch einiges mehr zur Pute:

Vorfahre unserer Puten ist das Wildtruthuhn aus Nordamerika, ein schillerndes, schwarzbraunes flugfähiges Tier, das fast ausgestorben ist. Heute sind in der Intensivmast weltweit weiße Puten-Hybridformen am weitesten verbreitet. Es gibt nur drei Zuchtunternehmen weltweit, den genetischen Pool der Putenwirtschaft kontrollieren.

Wenn ein Betrieb in Österreich Puten mästen will, kauft er in der einzigen österreichischen Putenbrut-Anlage Eintagesküken, getrennt nach weiblichen und männlichen Tieren. Die Schnabelspitzen wurden da bereits in der Brüterei mittels Infrarot entfernt („Schnabelkupieren“). In der konventionellen Mast werden die Weibchen in bis zu 18 Wochen auf bis 14 Kilo und die Männchen in bis zu 22 Wochen auf bis 24 Kilo gemästet. Im Stall muss in Österreich ein Quadratmeter pro 40 Kilo zur Verfügung stehen, in der biologischen Haltung ein Quadratmeter pro 21 Kilo („maximale Besatzdichte pro m2“). In anderen EU-Ländern oder in Ländern außerhalb der EU ist diese Besatzdichte höher oder auch viel höher! Ein großes Exportland für Putenfleisch ist die Ukraine. Da der Selbstversorgungsgrad nur 44 Prozent ausmacht, importieren wir mehr als die Hälfte, das meiste geht an die Gastronomie und an die Hotellerie. Im Restaurant ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass das Putenfleisch aus dem Ausland kommt. Die Fütterung ist in Österreich gentechnikfrei. Der durchschnittliche Putenbetrieb in Österreich hat ca. 5.000 Puten im Stall, der Betrieb Hackl gehört mit 25.000 Puten also zu den großen Betrieben in Österreich. Bei Biobetrieben ist die Anzahl mit 4.800 Tieren begrenzt. Geschlachtet wird in Österreich vor allem in einem Großbetrieb in Kärnten, außerdem gibt es in manchen Betrieben kleine Schlachträume (wie auch z.B. beim Betrieb Hackl, siehe später!). Üblich ist die Schlachtung mit Elektrobad (Tiere mit Kopf nach unten tauchen in Wasser, das unter Strom steht) sowie mit Betäubung mit Kohlendioxid (mehrphasige CO2-Betäubung). Die Eier-Produktion spielt bei Puten keine Rolle, es geht nur um die Fleischproduktion.

Wir lernen Wolfgang Hackl im Marillengarten kennen

Nach viel Informationen im Bus steigen wir dann endlich aus und lernen Wolfgang Hackl direkt im Marillengarten kennen! Er begrüßt uns herzlich und erzählt uns kurz über seinen Betrieb, den er 2009 von seinen Eltern übernommen hat und den er ganz auf die Marille gesetzt hat. 23.000 Bäume stehen mittlerweile rund um Atzelsdorf im Bezirk Mistelbach mitten im Weinviertel. Heuer war der Spätfrost leider schlimm, in der Wachau ging mehr als 90 Prozent kaputt, durch die gute Lage hat Hackl erfreulicherweise zwar auch Ausfälle, aber nicht in diesem verheerenden Ausmaß. 12 Sorten gibt’s, in einem Garten gibt es auch ein paar Reihen Zwetschken.

Wir stehen also in einem der 9 Marillengärten, die Bäume sind hier 15 Jahre alt. Wolfgang Hackl zeigt uns am Baum, wo wie geschnitten werden muss, damit der Baum nicht zu viele Früchte ausbildet – für ihn sind ca. 300 Früchte pro Baum gerade richtig. Da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alles ganz genau wissen und sehen wollen, gibt uns Wolfgang Hackl einen kleinen Express-Baumschnitt-Kurs! Fast alles wird hier händisch gemacht, 20 Personen arbeiten sich hier oft von einem Baum zum anderen und von einem Garten zum nächsten, 9 Personen sind fix am Betrieb angestellt, die anderen werden saisonal dazu beschäftigt. Die Ernte erfolgt von Mitte Juni bis Mitte August, die schönen, reifen Früchte (und nur die reifen!) werden in Kartons gelegt, die weniger schönen kommen gleich ins „Marmeladekistl“!

Die Vermarktung der Marillen erfolgt in erster Linie direkt ab Hof, außerdem über Standverkäufer und auch über die beiden bekanntesten Supermarktketten, sogar in den eigenen Verpackungen!

Weiter geht’s zu den Puten!

Mit dem Bus geht es nun zum Hack-Hof, auf dem erst im vorigen Jahr ein ganz neuer Betriebszweig eröffnet wurde: die Putenmast! Ausschlaggebend war u.a. die Tatsache, dass die Eigenversorgung mit Putenfleisch in Österreich ausgebaut werden soll und die Nachfrage nach dem hellen, gesunden Fleisch hoch ist. Gebaut wurden also Truthahnstallungen für 25.000 Truthähne: ein Aufzuchtstall, 2 Maststallungen, ein eigenes Hackgutheizwerk für die Wärmeversorgung, eine Trocknungsanlage, ein Futter- und Hackschnitzellager und ein eigenes Schlachthaus. Wir schauen uns zuerst das Lager für die Hackschnitzel und anderes Hackgut an, durchwegs aus der Region aus max. 30 km Entfernung. Auch das Futter, das in großen Silos gelagert wird, ist aus der Region. Die Puten bekommen ein Gemisch aus Weizen und Gerste, Soja („Donausoja“), Mais und Mineralstoffen. Die eigenen 50 Hektar Acker des Betriebes Hackl reichen nicht aus, also wird zugekauft, ebenfalls ausschließlich aus der Region. Ein Tier frisst pro Tag rund 1 Kilo, die Küken natürlich viel weniger. Antibiotika ins Futter zu mischen ist in Österreich nicht erlaubt.

Dann können wir endlich in den Aufzuchtstall blicken! In einer großen Halle liegen, laufen, hüpfen die 14 Tage alten Tiere auf einer Einstreu. Am späteren Nachmittag ist im Stall ziemlich viel Bewegung, erzählt Hackl, jetzt ist es eher ruhig. Wasser und Futter stehen immer zur Verfügung. Alle 10 bis 12 Wochen werden 8.000 bis 9.000 Küken gekauft.

 

In der anderen Halle daneben sehen wir Tiere mit 11 Wochen, wir können durch ein Windschutznetz hineinschauen. Hier sind die Puten natürlich schon viel größer! Im Betrieb Hackl haben die weiblichen Tiere nach drei Monaten ihr Schlachtgewicht von 10 bis 12 kg erreicht und werden in Boxen auf LKWs geladen und nach Kärnten zum Schlachthof gebracht, die männlichen Tiere erst später. 

Wir sehen auch eine leere Halle, die komplett gereinigt ist (mit Waschrobotern). Puten haben eine sehr empfindliche Verdauung, Magen- und Darmerkrankungen kommen schnell, daher muss größter Wert auf Sauberkeit und Hygiene gelegt werden. Deshalb dürfen wir auch nicht in die Stallungen hinein und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es Hygieneschleusen und genaueste Regeln. Ca. alle drei Monate werden die Hallen von Einstreu und Kot befreit und gereinigt. 

Dann dürfen wir das gleich danebenliegende, eigene kleine Schlachthaus anschauen, hier wird für die Direktvermarktung geschlachtet. Derzeit ist der Anteil noch nicht sehr hoch, aber Hackl will in Zukunft auch beim Putenfleisch mehr auf Direktvermarktung setzen. Die Tiere werden mit den Füßen nach oben aufgehängt, mit Strom betäubt, nach dem Schnitt durch die Kehle bluten sie aus, danach folgt das Brühen bei 65 Grad, das Rupfen im Rupfapparat, das Ausnehmen, Waschen und die Kühlung. In der Weihnachtszeit kann viel direkt vermarktet werden, außerdem gibt es im direkten Verkauf ein „Kennenlernsackerl“ mit ca. 4,5 Kilo Brust. Keule, Rücken, Hals, Flügel etc. samt Rezepten! Denn die Pute hat nicht nur die Brust, die alle wollen, sondern 7 verschiedene Fleischarten! 

 

Und dann noch die Marillenhühner!

 

Eigentlich schon ziemlich gesättigt von Eindrücken und Informationen wollen wir aber trotzdem noch kurz einen Besuch bei den Legehühnern machen! Vor einigen Jahren schon hatte Hackl die Idee, denn die Einzäunung der Marillenbäume war schon vorhanden und so ist die Wahl auf das Legehuhn gefallen. Knapp 2000 Freilandhühner laufen in Hackls Marillengarten herum. Das Huhn liebt die Beschattung durch die Bäume, scharrt gerne nach Würmern und Käfern, frisst auch gerne Grünzeug, das im Marillengarten zur Genüge vorhanden ist. Bei der Suche nach dem richtigen Stallsystem fiel die Wahl auf mehrere Holzhütten für die Übernächtigung, die Legenester sowie Futter- und Wasserversorgung. Und so kam es zum „Hackls Marillengarten Ei“, im Handel auch in eigenen Verpackungen! Ca. 1500 Eier legen die Hühner, verkauft wird ab Hof, an 30 Billa-Filialen in der Umgebung, an Gastronomie und Hotellerie, auch bis nach Wien.

 

Jause unterm Nussbaum und der Weide

 

Nach dieser eindrucksvollen Führung durch die drei sehr unterschiedlichen Betriebszweige gibt es in einen wunderschönen Garten im Schatten eine kleine Verkostung: Brote mit Marillenmarmelade und Eieraufstrich, Putenfrankfurter und natürlich einen herrlichen Marillensaft! Der kleine Hofladen lockt manche AfterWork-TeilnehmerIn zum Einkauf, letzte Fragen werden noch beantwortet und nach einer herzlichen Verabschiedung steigt die Landpartie wieder in den Autobus!

 

          HACKLS MARILLE | Ing. Wolfgang Hackl

          Web: https://www.hackls-marille.at/

 

 

Fotos: Reinhard Geßl, ÖKL

Fotos: Reinhard Geßl, ÖKL

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