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Ein Stelldichein
von Bio-Safran &
Alpaka-Wein
20.Oktober 2023

AfterWork_Safran & Alpakas (c) Brigitte Parnigoni_231018 (6).jpg

Heute treffen wir uns bei der U-Bahn-Station Erdberg um eine
etwas längere Fahrt anzutreten. Wir wollen nämlich in die Region
Seewinkel
fahren um uns das Safranfeld von Dominik Berger anzusehen und danach in Frauenkirchen das Weingut und den Alpakahof Pinetz kennenzulernen. Wie gewohnt starten wir pünktlich und bei Sonnenschein in Richtung St.Andrä am Zicksee. Die Busfahrt von ca. einer Stunde wird von den Organisatorinnen genutzt um einen Einblick in die aktuelle Situation der österreichischen Landwirtschaft zu geben. Kornelia Zipper, die Projektleiterin von After Work am Bauernhof erklärt uns die wichtigsten Fakten und Daten dazu: so gibt es in Österreich aktuell 155 000 Betriebe. Mangelnde Hofnachfolger:innen, Wachtumsdruck und enorme Arbeitslast führen zum sogenannten ,Höfeschließen‘, weshalb die Anzahl der Bauernhöfe stetig sinkt. Der Großteil (75%) der Landwirt:innen wirtschaftet konventionell, wobei der biologische Anteil tendenziell wächst.
Selina Kräutler, die neue Mitarbeiterin von AfterWork am Bauernhof, gibt einen kleinen Einblick zu den Produktgruppen des heutigen Tages. Safran, auch ‚rotes Gold‘ genannt, wird als das teuerste und edelste Gewürz der Welt gehandelt und ist seit etwa 5000 Jahren in Gebrauch. Die lila Blume gehört zu den Schwertliliengewächsen (Gattung Krokusse) und ähnelt dem Frühlingskrokus und der hochgiftigen Herbstzeitlose.
Daher bitte auf keinen Fall mit der Herbstzeitlose verwechseln!
Das Hauptanbaugebiet mit 85% der weltweiten Safranproduktion ist der Iran. Was für viele neu ist: Der exotisch anmutende Safran wurde vor 100 Jahren auch in Österreich großflächig angebaut. Der in Österreich produzierte Safran, auch ‚Crocus Austriacus‘, hatte sogar den Ruf besondere Reinheits- und Qualitätskriterien zu erfüllen und der beste in Europa erhältliche Safran zu sein. Nachdem der Safrananbau im 19. Jahrhundert zum Erliegen kam, griffen einige österreichische Landwirt:innen auf der Suche nach Innovationen für die Landwirtschaft, die Produktion von Safran im eigenen Land wieder auf.
Nun wollen wir noch etwas zu den fluffigen Alpakas erfahren, auf die sich die Gruppe besonders freut und die wir später aus nächster Nähe erleben dürfen. Alpakas stammen aus den südamerikanischen Anden und wurden für die Wollgewinnung aus einer Wildform domestiziert. Vor ca. 25 Jahren kamen die ersten Alpakas von Südamerika nach Österreich und sie werden für die Wollproduktion, für touristische Zwecke und als Alternative in der Grünlandbewirtschaftung gehalten. Die Wollfasern sind wirklich außerordentlich praktisch: warm, isolierend, hypoallergen, reißfest und in vielen natürlichen Farben erhältlich. Als Überraschung wird noch ein kleines Ratequiz ausgeteilt und schon rollen wir in die kleine burgenländische Ortschaft ein.

 

Seewinkler Bio-Safran, St. Andrä, Burgenland

Der Betriebsleiter Dominik Berger steigt zu uns in den Bus und am Weg zum Safranfeld erzählt er uns seine Betriebs-geschichte: Vor 13 Jahren übernahm Dominik den landwirtschaftlichen Familienbetrieb (seit 2010 biologisch) mit 13 ha Ackerland und startete auch bald mit den ersten Bio-Safranversuchen. Wie wir später erfahren werden, kam er durch eine Fernsehdokumentation über den Safrananbau im Iran auf die Idee es mit der Gewürzpflanze zu probieren. Was mit einer Versuchsfläche von 10 m² und 1000 Stück Safranknollen startete, hat sich über die Jahre auf 0,6 ha und 65 000 Stück Knollen vergrößert. Beachtlich ist, dass der Landwirt aufgrund von Eigenvermehrung keine Knollen mehr zukaufen musste.
Querfeldein geht’s ein paar Minuten zu Fuß zum Safranfeld. Einige Blüten blitzen aus der Ferne hervor. Der heurige warme Herbst verzögerte die Blütezeit, da der Safran niedrige Temperaturen braucht um die Blühsaison einzuleiten.  Vor 8 Tagen war es dann so weit und die ersten 17 Pflanzen streckten ihre Blüten empor. Mittlerweile können ca. 600 Blüten pro Tag geerntet werden und nächste Woche erwartet Dominik bis zu 10 000 Blüten täglich. Sobald die Safranblüte zum Vorschein kommt, öffnet sich ein heikles Zeitfenster von 24 Stunden um sie zu pflücken, die drei roten ‚Gewürzfäden‘ abzuzwicken und diese für die Trocknung aufzulegen. Ist man zu langsam im Ablauf, verderben die Blüten und sind unbrauchbar. Obwohl am Morgen geerntet wird, ließ Dominik erfreulicherweise Safran-Pflänzchen für uns stehen, damit wir sie auch nachmittags direkt am Feld begutachten und das Ernteverfahren erleben können. Während wir also den Safranpreis diskutieren und Fragen zum Anbau stellen, marschiert Dominiks Papa übers Feld und füllt einen Kübel mit den violetten Blumen. Das Ergebnis: keine 2 g Safranfäden. Die kostbare Ernte wird später luftgetrocknet und entwickelt erst nach einiger Zeit den charakteristischen Geruch und Geschmack. Vertrieben wird das Luxusgut privat über den Onlineshop und direkt an Gastronomen. Alles passiert in reiner Handarbeit durch die Familie. Auf den ersten Blick erscheint ein Verkaufspreis von
ca. 30 000 € für 1kg Safran sehr hoch. In Anbetracht der Arbeitszeit (ca. 500 Stunden/Jahr), des Risikos eines Ernteausfalls und der Stunden für Vermarktung und Vertrieb, relativiert sich das Ganze. Müsste man die Arbeitsstunden auf betriebsfremde Mitarbeiter auslagern, würde sich der Safrananbau nicht mehr rechnen.
Nun haben wir genug von Zahlen und sind neugierig: Wie schmeckt das Luxusprodukt eigentlich und was kann man damit kochen? Am Weg zum Bus erzählt der Landwirt von burgenländischer Safransuppe und zurück am Hof dürfen wir Safran-Holundersirup und Safran-Gauda verkosten. Ein paar Gramm des Gewürzes werden noch erworben und weiter geht’s zu unserem zweiten Stopp: dem Weingut und Alpakahof Pinetz in Frauenkirchen.

Seewinkler Bio-Safran

Tadtenerstraße 15, 7161 Sankt Andrä

https://www.seewinkler-biosafran.at/

Foto: Brigitte Parnigoni

Fotos: ÖKL, Brigitte Parnigoni


Weingut und Alpakahof Pinetz, Frauenkirchen, Burgenland

Kathrin Slamanig erwartet uns schon mit einem Gläschen Frizzante zum Ankommen. Gemütlich stehen wir im Verkaufs- und Verkostungsraum beisammen, mit Blick durchs Panoramafenster in den (leeren?) Alpakastall. Wo sind sie denn, die flauschigen Wesen? Die Suche hat ein Ende! Kathrin führt uns zu den Alpakawallachen (kastrierte Alpakahengste) auf die Weide und das Schauspiel beginnt. Die Herde (17 Tiere) kommt neugierig auf uns zu und begutachtet jeden einzelnen von uns während Kathrin ihr Alpakawissen und auch das Betriebskonzept mit uns AfterWorkler:innen teilt. Alpakas sind Herdentiere, dürfen ausschließlich in Gruppen gehalten werden und benötigen uneingeschränkten Weidezugang. Sie sind sehr reinlich und haben eine klare Rangordnung. Beim Hof Pinetz grasen die Tiere auf ganzen 3,5 ha und verbringen ein recht entspanntes Dasein mit max.  zwei geführten Alpakatouren pro Woche. Einmal im Jahr werden sie zur Wollgewinnung geschoren und Zähne und Klauen werden bei der Gelegenheit auch gepflegt. Bei Stress spucken die Tiere, wie man es auch von den verwandten Lamas kennt.
Alpakas sind Distanztiere und daher ist es grundsätzlich wichtig einen gewissen Grundabstand zum Tier zu waren. Missachtet man die Distanz bei der Aufzucht der Jungtiere entsteht eine Fehlprägung die dazu führt, dass die Tiere keine natürliche Fluchtdistanz zum Menschen aufbauen. Bei Eintritt der Geschlechtsreife kann diese Prägung jedoch zu einem für den Menschen gefährlichen Dominanzverhalten führen - dem sogenannte Berserkersyndrom. Auch für unsere Gruppe bedeutet das: leider kein Streicheln und kein Knuddeln der flauschigen Alpakas. Aber zum Glück dürfen wir die Tiere mit Kulleraugen und lustigen Frisuren nun füttern. Mit Freude verschlingen die Wallache kleine Leckerlies von unseren Händen, was sich lustig und weich anfühlt.  
Bei atemberaubendem Sonnenuntergang mit Lichterspiel dürfen wir noch die Mama- und Babyalpakas besuchen. Ein interessanter Fakt: Alpakas können als einzige Nutztierrasse nicht künstlich befruchtet werden. Nach Besamung durch den Deckhengst, wird nach 2 Wochen mit dem Spucktest der Erfolg der Befruchtung geprüft. Spuckt die Stute nach wiederholter Zusammenkunft mit dem Hengst auf ihr Gegenüber, ist das ein Zeichen der eingetretenen Trächtigkeit.
Vor der Weinverkostung und der Jause, die Kathrin schon vorbereitet hat, legen wir noch einen kurzen Abstecher zu den Zwergziegen ein. Hier dürfen wir nach Lust und Laune streicheln und knuddeln. Außerdem erfahren wir, dass Kathrin gerade den Ziegenbock für geführte Wanderungen ausbildet. Ihr Ziel ist es, mit Ziegen und Kindern begleitete Spaziergänge anzubieten. Spannend!
Die Sonne ist untergegangen und hinterlässt einen rot-rosa Himmel. Wir flüchten uns vor der Kälte in die warme Stube und verbringen einen gemütlichen Ausklang mit wohlmundenen Weinen, hausgemachten Aufstrichen und so manchem kuscheligen Alpaka-Souvenir.


Weingut und Alpakahof Pinetz
Im Seewinkel 2
7132 Frauenkirchen

https://pinetz.com/                                                                                                                                                                                      Bericht: Selina Kräutler

Fotos:  ÖKL, Brigitte Parnigoni

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