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Grand*ioses Gemüse -
Von Regenwurmkompost &
Biodiversität & Marktgärtnerei

16. Juni 2023

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Diesmal fährt die AfterWork Landpartie mit dem Zug nach Absdorf und nach
einem kleinen Fußmarsch werden wir alle von Alfred Grand vor seinem Hof
herzlich begrüßt. Heute stehen verschiedene Themen von Boden, Regenwurm-
kompost, Agroforst und Gemüse am Programm, die wir alle auf der Grand Farm –

DEM Demonstrations- und Forschungsbauernhof erleben und behandeln können.


Nach einer kurzen Einstimmung zur österreichischen Landwirtschaft und einer Vorstellungsrunde dürfen wir mit Alfred zuerst ganz in die Welt der Regenwürmer bei seiner Komposterde-Produktion „Vermigrand“ eintauchen. Vermigrand hat Alfred mit einem Geschäftspartner 2010 gegründet, aber das Interesse und Forschen zum Thema Wurmkompost begann bereits vor 30 Jahren. Bei damaligen Internetrecherchen fand Alfred eine Werbung aus Amerika: „Vermicompost – The best compost oft the world“ und machte sich gleich auf die Reise nach Kalifornien. Seit daher hat er sich unendlich viel Wissen über die ca. 60 verschiedenen Regenwurmarten und Kompostierung angeeignet.

Regenwurmkompost:

Der begeisterte Wurm- und Bodenspezialist erklärt und zeigt uns nun vor Ort den Ablauf: Zuerst werden Kompost-mieten am Feld aus Luzerne und Strauchschnitt angelegt und hier entsteht nach ca. 4 Wochen ein „Heißrottekompost“. Dieser wird dann auf die Mieten in der Halle aufgetragen und hier entsteht dann mit Hilfe der Kompostwürmer hochwertiger Wurmhumus. „Gearbeitet“ wird hier mit einem „epigäischen“ Regenwurm, der nicht sehr tief im Boden lebt, sondern eher in den lockeren Schickten oben, wo er aus dem aufgetragenen Kompost durch seine Verdauungstätigkeit den feinkrümeligen Humus erzeugt. Andere Arten leben viel tiefer im Boden.
Regenwürmer lassen sich prinzipiell in
drei Gruppen einteilen:

  1. Epigäische Arten = Kompostwürmer, sie sind durchgängig dunkel gefärbt

  2. Anözische Arten = Vertikalwürmer, nur der vordere Bereich ist dunkel gefärbt. In dieser Gruppe findet sich der „klassische“ Regenwurm = der Tauwurm

  3. Endogäische Vertreter = wandern und sind durchscheinend bleich gefärbt, da sie selten an die Oberfläche kommen.

Die von den Regenwürmern „bearbeitete“ Erde bewegt sich in der Humus-Anlage langsam von oben nach unten und wird dort dann über Gitter abgezogen. Der Nachschub kommt von oben. Natürlich arbeitet der Kompostwurm nicht allein am hochwertigen Kompost, er wird unterstützt von Bakterien, Pilzen, Springschwänzen …
 

Exkurs: Wie rette ich einen Regenwurm? Was tun, wenn ein Regenwurm am Gehsteig liegt?

Es kommt sehr darauf an, wie feucht oder schon ausgetrocknet der Wurm ist. Da er über die Haut atmet, erstickt ein Wurm bei Trockenheit. Also soll man schauen, ob der Wurm noch glänzt, also noch feucht ist, Wenn ja, dann nehmen und auf eine Wiese oder einen offenen Boden legen, in den der Wurm wieder hinein kann. Wenn der Wurm schon sehr trocken wirkt, schnell in eine Lacke geben! Dann werden die Lebensgeister wieder geweckt.  Achtung: Den Wurm nicht in hohem Bogen in die Natur werfen! Lieber direkt am offenen Boden ablegen!
 

Nächste Station: Blühstreifen, Agroforst

Bei einem Spaziergang auf die Felder (der Betrieb hat insgesamt 90 ha Ackerland) sehen wir, wie Biodiversität am und zwischen den Äckern aussehen kann. Z.B. sehen wir ein Feld mit Luzerne, welche 2 Jahre zur Bodenregeneration als Gründüngung angebaut wird. Der Boden wird prinzipiell auf der Grand Farm nur minimal und oberflächlich bearbeitet. Im Gegensatz zum Pflug, mit dem der Boden ca. 20-30 cm tief gewendet wird, wird er mit dem Grubber nur 3-4 cm aufgelockert. Die minimale Bodenbearbeitung wirkt sich positiv auf die Bodenfruchtbarkeit aus, denn je öfter der Boden bearbeitet wird, umso mehr Humus wird wieder freigesetzt.

Dann wandern wir durch den „Agroforst“ mit breiten Biodiversitäts-Blühstreifen, die fünf Jahre unverändert stehen bleiben und in denen viele verschiedene Gräser und unzählige Kräuter zu finden sind. Agroforst ist quasi eine Mehrnutzungshecke, hier werden Bäume und Sträucher im Ackerland neu gepflanzt. Durch die Kommassierungen (Flurzusammenlegungen v.a. in den 50er und 60er Jahren) sind in vielen Ackerbaugebieten Strauch- und Baumzeilen sowie Einzelbäume verschwunden, die Agrarlandschaft wurde ausgeräumt. Sehr wohl angelegt wurden gezielt Windschutzgürtel. Mit der Bewegung Agroforst sollen wieder mehr Sträucher und Bäume in Ackerlandschaften zurückgebracht werden, denn sie binden CO2, stellen eine Adaption gegen die Klimaveränderung dar (Trockenheit, Starkregen) und sind ein großer Beitrag zur Biodiversität. Schon bei einer Baumhöhe von 10 m wird der Wind auf einer Länge von 100-200 m abgebremst und die Erträge sind höher.  
 

Marktgärtnerei

Dann gelangt die AfterWork-Partie zur Marktgärtnerei, dem großen Grand-Gemüsegarten. Alfred Grand erklärt einige Prinzipien des bio-intensiven „market gardening“: kleine Strukturen (ca. 1 ha), großer Arbeitsaufwand mit sehr viel Handarbeit, rund 50 verschiedene Gemüsearten, Direktvermarktung, Gemüse rund um das Jahr.
Der Grand Garten wurde 2019 gegründet und mittlerweile arbeiten 8 Angestellte (4,5 Vollzeitäquivalent) und es werden wöchentlich 200 Gemüse-Kisten zu 8 Abholstellen geliefert.

Zum Abschluss gibt es eine super Verpflegung mit Brot, Aufstrichen, Wasser, Saft, Wein und natürlich Gemüse – z.B. Spargelsalat!!! Wir könnten Herrn Grand noch ewig zuhören und er zeigt uns zum Abschluss das Bodenprofil im Garten. Nach einem Spatenstich hat Alfred eine ganze Hand voller verschiedener Würmer und wir sehen wie lebendig es in tieferen Schichten seines Gartens „zugeht“

Nach einer herzlichen Verabschiedung und einem netten Shuttle zum Bahnhof steigen wir müde, aber sehr begeistert und zufrieden (das zeigen die Evaluierungsbögen) in den Zug zurück in die Stadt !

Grand Farm - Forschungs- und Demonstrationsbauernhof

Kremser Straße 63
3462 Absdorf                                                                                                                                   
Bericht: Kornelia Zipper

https://grandfarm.at/

https://www.vermigrand.com/de/

 

Fotos: Reinhard Geßl, ÖKL

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