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Erntezeit: Von Schwein & Apfel & Wein

Am 18. September 2020 bei strahlendem Sonnen-schein war es wieder soweit! Gut gelaunte AfterWork am Bauernhof TeilnehmerInnen trafen sich in Floridsdorf um gemeinsam einen Ausflug zu den Wurzeln unseres Essens ins Weinviertel und zurück nach Wien zu machen. Die Landpartie führte uns zum Biohof Kraft in Herrnleis, zum Bio-Obstbau Filipp in Bogenneusiedl und zum Weingut und Heurigen Christ nach Jedlersdorf in Wien.

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Biohof Kraft, 2126 Herrnleis, NÖ

Unsere AfterWork Landpartie wurde herzlich von Jacqueline Kraft, der Jungbäuerin empfangen und sie führte uns zuerst zum neuen 400 m2 Gemüse-Folientunnel wo alles liebevoll in Handarbeit bearbeitet wird. Die junge Bäuerin erzählte uns alles über den Hof: Der Bauernhof Kraft zählt zu den Bio-Pionieren, da er schon seit 1986 biologisch geführt wird. Jacqueline und Markus haben 2018 den Betrieb von Edi und Brigitte Kraft übernommen und führen ihn auch im Vollerwerb weiter. Jacqueline ist gelernte Kindergärtnerin, doch mit den vielfältigen Aufgaben am Hof und mit 3 Kindern hat sie beschlossen die landwirtschaftliche Ausbildung zu machen und jetzt ist sie Vollzeit– und Vollblutbäuerin. Auf 65 ha Ackerfläche produziert die Familie Kraft eine schier unüberschaubare Vielfalt an Getreidesorten, Buchweizen, Mohn, Linsen, Gemüse und Wurzelgemüse. Grundsatz des Betriebes ist es, so wenig wie möglich von anderen abhängig zu sein. Daraus ergab sich von Beginn an der Schwerpunkt der Direktvermarktung. Jacqueline zeigte uns am Hof die Körnerputzerei sowie eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Maschinen wie z.B. ihren eigenen Mähdrescher. Ausgesprochen interessant am Betrieb Kraft ist das geschlossene System in der Schweinehaltung - das heißt, die Tiere werden am Hof geboren, mit hofeigenem Futter gemästet und mit ca. einem Jahr stressfrei im Schlachtraum (der 79.000 € gekostet hat) geschlachtet und weiterverarbeitet. Die Schweine werden professionell mit dem Schlachtschussapparat oder mit Strom betäubt und durch einen Halsschnitt erfolgt die Entblutung. Der Schlachtkörper wird abgeflämmt, ordnungsgemäß zerlegt und weiterverarbeitet zu Wurstwaren, Geselchtem und Aufstrichen. Nach der Besichtigung konnten wir im Hof gemütlich die „Kraftstangerl“ und Aufstriche verkosten und im reich bestückten ansprechenden Hofladen einkaufen. Neben dem Hofladen gibt es auch noch in Langenzersdorf ein Verkaufslokal, das jeden Samstag geöffnet hat.

http://www.biohof-kraft.at/

Fotos: ÖKL, Reinhard Geßl

Bio Obstbau Filipp, 2125 Bogenneusiedl, NÖ

Nach einer kurzen Autobusfahrt haben wir Martin Filipp auf seinem Hof abgeholt und er führte uns zu einer seiner Apfelplantagen. Dort konnten wir in eine ganz andere Welt eintauchen – in die Welt der Bio-Apfel-Produktion. Martin hat den Betrieb 2005 von seinen Eltern übernommen und völlig umgekrempelt. Er hat mit der Tierhaltung aufgehört, begann mit 4 ha Äpfel und bewirtschaftet mittlerweile 15 ha mit unterschiedlichen Sorten wie Topaz, Opal, Luna, Gala, Alegro, Piros und anderen Sorten. Da es noch keine speziellen Sorten für den Bio-Apfel-Anbau gibt, muss man gegen die gleichen Schädlinge und Krankheiten wie im konventionellen Obstbau ankämpfen. Es kommen biologische Spritzmittel wie Pflanzenöle, Bitterholzextrakt, Pflanzenauszüge und in geringen Mengen Kupfer und Schwefel zum Einsatz. Ein sehr wichtiger Schädling ist z.B. die Mehlige Apfelblattlaus gegen die Martin Filipp im Frühling rechtzeitig Neembaumöl ausbringt um die „Ur-Laus“ zu erwischen und die Blattläuse in ihrer Entwicklung zu hemmen. Andere Mittel müssen gegen den Apfelwickler, die Apfelsägewespe, Fruchtfäule (Monilla) etc. eingesetzt werden. Gegen Frühjahresfrost wird frostberegnet (2010 wurde der Speicherteich und die Anlage gebaut), gegen Hagel gibt es die Hagelnetze – am Weg von der Blüte bis zum reifen Apfel gibt es vieles zu beachten. Prinzipiell werden Apfelbäume mit 2 Jahren ausgepflanzt und diese sind erst im 3. - 4. Jahr im Vollertrag – das jedoch dann für 20 Jahre. Aus einer Knospe kommen 4 - 5 Blüten (man dünnt händisch aus) und ein Baum bringt dann 100 – 120 Äpfel. Martin hat 2019 in Summe 200 t Äpfel geerntet (es gab schon Jahre mit 4  -500 t). Die frischen Äpfel gehen in den Großhandel (für 0,2 – 0,8 € pro kg) und in die Direktvermarktung, die Martin noch mehr ausbauen will. So beliefert er selbst Bioläden in Wien (ca. 2,2 € pro kg) und Foodcoops. Um auch sortenreine Apfelsäfte herstellen zu können wurde 2007 am Hof eine Obstverarbeitungs- und Füllanlage anschafft, die wir auch noch besichtigen konnten. Die Verkostung der Säfte und des Apfelciders überzeugten uns von der ausgezeichneten Qualität der Filipp Produkte.

https://bioobstbau-filipp.at/

Fotos:  ÖKL, Reinhard Geßl

Weingut und Heuriger Christ, 1210 Wien

 

Zum perfekten Abschluss hat uns Rainer Christ persönlich direkt auf seinem Weingut in Jedlersdorf in Wien empfangen. Im Weinkeller konnten wir einen wunderbaren Einblick in die langjährige Familientradition und die naturverbundene Weinbauphilosophie der Familie Christ bekommen. Alle Lagen der 25 ha Weingärten (36 Einzellagen) befinden sich am Bisamberg welcher mit seinen Böden mit geologischer Vielfalt und durch das Klima wie geschaffen für den Weinbau ist. Die Trauben (80 % weiß, 20 % rot) in den Weingärten  werden alle von Hand gelesen. Die Verarbeitung erfolgt sehr schonend und es wird im gesamten Ablauf am Weingut nicht gepumpt, nicht geschönt und nicht sterilfiltriert. Seit 2018 ist das Weingut Christ auch bio-zertifiziert. Im Weißweinkeller konnten wir die modernen Edelstahlfässer und im Rotweinkeller die wunderschönen Eichenholzfässer bewundern. Rainer Christ arbeitet zu 100 % mit Holzfässern beim Rotwein und es werden auch speziell für das Weingut eigene 350 l-Eichen-Fässer gebaut, die nach drei Jahren wieder ausgetauscht werden. Der internationale Trend geht momentan eher in Richtung Weißweine und die Familie Christ verkauft auch 75 % ihrer Weine in 21 Länder. In Wien ist mittlerweile der „Wiener Gemischte Satz“ der nachgefragteste Wein und seit 2006 hat Rainer Christ auch nur mehr gemischte Sätze ausgepflanzt. Die Verkostung der prämierten Weine (z.B. Vollmondwein, Weißburgunder (800 Aromen und Bundessieger 2000) und der gemütliche Ausklang beim Heurigen rundeten unsere Landpartie perfekt ab. 

https://www.weingut-christ.at/

Fotos: ÖKL, Reinhard Geßl

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