Gänseschnattern und Herbstgemüse 16. Oktober 2020
Landwirtschaft ist kein Schönwetterprogramm - das konnten wir bei unserer AfterWork am Bauernhof Landpartie letzte Woche live miterleben - und dank unserer tollen Bäuerinnen Doris Gschladt
und Marion Aigner-Filz und unseren engagierten und interessierten TeilnehmerInnen ist die Landpartie super gelungen!!
Wir besuchten zwei sehr interessante Betriebe in Niederösterreich und hatten einen schönen Ausklang beim Bioweingut Obermann in Grinzing.
Ganserl- und Hühnerhof Gschladt in Göllersdorf
Am Weg zur Gänseweide stiegen Doris und Peter Gschladt mit ihren Kindern und ihr Nachbar Hermann Riedl zu uns in den Bus und haben uns sehr herzlich empfangen.
Auf der Weide wurden wir von den 200 Gänsen aufgeregt und lautstark begrüßt. Vor 9 Jahren hat die Familie Gschladt mit 50 Gänsen in Freilandhaltung begonnen, heute sind es 400 Weidegänse. Doris ist auch Obfrau des Vereins Weinviertler Weidegänse und wir bekamen sehr interessante Informationen über das Wesen der Gänse und über die rund 47.000 Weidegänse, die in ganz Österreich leben. Im Weinviertel halten 18 Betriebe rund 4000 Gänse. Alle Gänse kommen als 1-Tages-Küken aus einer Brüterei in OÖ auf die Bauernhöfe, werden unter der Wärmelampe mit Kamillentee und Topfen liebevoll aufgezogen und ab der 7.-8. Woche dürfen sie direkt auf die Weide. Im Durchschnitt sind die Gänse 6 – 7 Monate auf der Weide (April – Nov.). Durch viel Bewegung draußen und gesundes tiergerechtes Futter entsteht ein kompaktes und geschmackvolles Muskelfleisch – es bleibt mehr Fleisch in der Pfanne. Im Österreichischen Weidegansverein sind sowohl biologisch als auch konventionell wirtschaftende Betriebe organisiert. Der österreichische Bedarf wird leider nur zu ca. 25 % gedeckt – der Großteil der Gänse kommt nach wie vor aus Intensivtierhaltung aus dem Ausland, hauptsächlich Ungarn.
Seit 2019 gibt es auch Wiesen-Hendl und seit heuer zusätzlich Legehenderl am Hof der Familie Gschladt. Die fahrbaren Hühnerställe und alle anderen handwerklichen Herausforderungen werden von Peter Gschladt selbst gebaut und eingerichtet.
Im speziellen Schlachtraum für Gänse und Masthühner, der am Biohof von Hermann Riedl eingerichtet ist, wird das Geflügel geschlachtet. Der Verein hat auch einige Gemeinschaftsschlachtanlagen in Österreich und es wird alles von der Gans verwertet. So werden auch die Federn gesammelt, getrocknet und nach Vorarlberg zu einer Bettenfirma geliefert.
Bei einer warmen Hühnersuppe und andere Köstlichkeiten konnten wir uns in der extra für uns ausgeräumten und liebevoll dekorierten Garage stärken und aufwärmen und im Hofladen einkaufen.
Seit heuer liefert Doris ihre tollen Produkte auch 1 x / Monat nach Wien.
Fotos: Stefan Nicolussi, ÖKL
BIOHOF zum GRÜNEN BAUM in Göllersdorf
Ein paar Fahrminuten weiter wurden wir liebevoll von Marion Aigner-Filz und ihren Kolleginnen am BIOHOF zum GRÜNEN BAUM im wunderschönen Hofladen mit "Wohnzimmer" empfangen. Marion hat vor 28 Jahren das alte Gasthaus ihrer Eltern übernommen und einen kleinen biologisch zertifizierten Betrieb mit Schwerpunkt Gemüsebau daraus gemacht. Sie bewirtschaftet ihre kleinstrukturierte Landwirtschaft mit 3,5 ha fast ausschließlich mithilfe von anderen Frauen und Großteils in Handarbeit, ohne eigenen Maschinenpark. Auf ihrem sozial gerechten „Weiberhof“ werden mittlerweile rund 80 !!!! verschiedene Gemüsesorten (von Artischocke bis Zwiebel) sowie Getreide und Obst wie Wein und Himbeeren kultiviert.
Wir konnten uns in "Neigungsgruppen" aufteilen. Eine Gruppe machte eine schöne Runde im Regen zu den Gemüsefeldern und Folientunneln, wo uns Marion zeigte, wie viele Gemüsearten noch Ende Oktober am Feld stehen und wie sie ihre Süßkartoffeln erntet. Die andere Gruppe lernte wie man Grünkohlchips zubereitet, die vorzüglich mundeten. Der Gemüsequiz im Hofladen gab uns einen kleinen Einblick in die unendliche Gemüsevielfalt die am Hof angebaut und im Hofladen bei Marion angeboten wird. Neben den Einkäufen im Hofladen konnten wir uns noch mit einem exzellenten Süßkartoffel-Eintopf stärken und wärmen.
Neben dem Hofladen in Porrau, kann man jeden Samstag am Kutschkermarkt, 1180 Wien die tollen Produkte vom BIOHOF zum GRÜNEN BAUM kosten und kaufen.
Fotos: Stefan Nicolussi, ÖKL
Bioweinbau Obermann in Grinzing, Wien
Die AfterWork-Landpartie fand im Buschenschank des Bioweinbaus Obermann in Grinzing in Wien seinen stimmigen Ausklang. Martin Obermann führt den Weinbaubetrieb in der fünften Generation und seit 2013 im Haupterwerb. Wir bekamen einen schönen Einblick in die Kellerwirtschaft die direkt hinter einer Tür vom Buschenschank liegt. Durch die beengte Hanglage kann man auf 5 Ebenen zu den 4 ha Weinbauflächen gelangen, wo alle Arbeiten händisch gemacht werden. Interessanterweise sind manche Weinstöcke sogar schon an die 80 Jahre alt und ihre Wurzeln reichen bis über 10 m tief in den Boden. Martin Obermann hat in den letzten Jahren auch PIWI-Rebsorten ausgepflanzt, das sind neu gezüchtete sogenannte "Pilzwiderstandsfähige Rebsorten" Diese innovativen Rebsorten weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten auf und ermöglichen eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln.
Wir konnten die ausgezeichneten Bio-Weine verkosten und speziell der Gemischte Satz und die Grinzinger Sonne fanden großen Anklang.