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Ganz oder gar nicht – Vermeidung von Lebensmittelverschwendung in der Landwirtschaft

(c) Steiger Johannes (6).avif

Freitag, 23.Mai 2025

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AfterWork Ganz und gar nicht_250523 (c) Reinhard Gessl (45).jpg

Unser heutiger Ausflug beginnt in Siebenhirten, wo wir uns gemeinsam mit dem Bus auf den Weg nach Pöttsching im Burgenland machen. Ziel unseres Besuchs sind zwei toll landwirtschaftliche Betriebe, die sich in besonderem Maße dafür einsetzen, ihre Erzeugnisse vollständig zu verwerten – ganz nach dem Motto „Von der Wurzel bis zum Blatt“ und „From Nose to Tail“. Unser erster Halt wird der Gemüse- und Ackerbaubetrieb Tomschitz, geführt von Sabine und Robert Tomschitz sein. Im Anschluss besuchen wir Johannes und Julia Steiger, Schafbauern im Nebenerwerb. Sie haben sich auf die Verarbeitung von Fleisch ohne Zusatzstoffe und Chemikalien spezialisiert. Auch hier steht die vollständige Verwertung des Tieres im Vordergrund (Ganztiernutzung).
Bereits während der Anreise nutzt Kornelia Zipper die Gelegenheit, uns auf das Thema Lebensmittelverschwendung – insbesondere im Kontext mit der Landwirtschaft – einzustimmen. Dabei diskutieren wir grundlegende Fragen wie:
Wo sind Lebensmittelabfälle vermeidbar und wo nicht?
Die Gruppe ist sich einig:
Unvermeidbare Abfälle sind z.B. Knochen oder bereits verdorbene Lebensmittel.
Vermeidbare Abfälle entstehen hingegen häufig durch Missverständnisse rund ums Mindesthaltbarkeitsdatum – hier hilft oft ein kurzer Check: Riechen, Schmecken, Prüfen!
Besonders interessant sind die Zahlen, die uns Kornelia präsentiert:
•    In Österreich fallen jährlich rund 1 Million Tonnen Lebensmittelabfälle an – das entspricht 75 kg pro Person.
•    Ganze 55 % dieser Abfälle entstehen in privaten Haushalten, gefolgt von 13 % in der Landwirtschaft, 10 % in der Lebensmittelverarbeitung, 10 % im Handel und 12 % in der Gastronomie.
•    Ein durchschnittlicher Haushalt könnte durch gezielte Vermeidung bis zu 800 Euro pro Jahr sparen.
•    Besonders erschreckend: Rund 30–40 % der produzierten Lebensmittel weltweit landen im Müll.
Diese Zahlen machen umso deutlicher, wie wichtig das Engagement jener Betriebe ist, die wir heute besuchen.


 

Biobauer Tomschitz, Pöttsching, Burgenland

Angekommen in Pöttsching steigen Sabine und Robert Tomschitz zu uns in den Bus und lotsen uns direkt zu ihrem Gemüseacker. Vor Ort entdecken wir Folientunnel und Freiflächen. Schon auf den ersten Blick fallen uns Salate, Kräuter und andere Gemüsesorten ins Auge. In den unbeheizten Folientunneln wachsen Tomaten, Paprika, Gurken und vieles mehr. Insgesamt bewirtschaftet die Familie 15 Hektar Gemüse – seit mittlerweile sieben Jahren. Neben dem Gemüseanbau auf weiteren Flächen finden sich Kulturen wie Mais, Soja, Hafer und Dinkel.
Für ihren Hofladen bauen sie Gemüse für eine ganzjährige Ernte an. Neben Klassikern wie Lauch, Kartoffeln, Spinat, Jungzwiebeln und Asia-Salat setzen sie auch auf alte Tomatensorten. Besonders bekannt ist der Betrieb für seinen Grünspargel, der heuer sein 20jähriges Jubiläum feiert.
Wir finden noch weitere Highlights: Im Tunnel werden Nützlinge wie Hummeln und Schlupfwespen gezielt zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Zusätzlich entdecken wir Blühstreifen für ökologische Vielfalt. Im liebevoll gestalteten Kräutergarten wachsen u.a. Liebstöckel, Pfefferminze und Rosmarin –  die später auch in den hofeigenen Produkten wiederzufinden sind.
Danach geht es weiter zu den Wanderhühnern: Rund 600 Hühner leben in drei mobilen Ställen und liefern täglich ca. 400 Bio-Eier.
Gegen Lebensmittelverschwendung: Sabine erklärt uns ihr Konzept „Von der Wurzel bis zum Blatt“. Alles, was am Hof produziert wird, soll vollständig verwertet werden – mit großer Nähe zu den Konsument:innen durch den Hofladen. Dort kann erklärt werden, warum eine krumme Gurke völlig in Ordnung ist – denn nicht alles muss der Supermarktnorm entsprechen. Was nicht verkauft wird, wird veredelt oder eingekocht. Es gibt zudem eine Kooperation mit der Tafel und Überschüsse werden als Hühnerfutter genutzt.
Zurück am Hof Tomschitz teilen wir uns in zwei Gruppen:
Eine Gruppe besucht den Pilzkeller, wo verschiedene Sorten wie Igelstachelbart, Austernpilze, Kräuterseitlinge und Shiitake kultiviert werden.
Die andere Gruppe darf sich durch eine Verkostung probieren: Es gibt Bruschetta, Kräuterlimonade und Aufstriche – alles hausgemacht und aus eigener Produktion. Danach wird getauscht.
Anschließend nutzen viele die Gelegenheit, im Hofladen einzukaufen, bevor wir direkt dort von Familie Steiger abgeholt werden und gemeinsam zur Schafherde spazieren.

 

Biobauer Tomschitz

Wiener Neustädter Str. 59
7033 Pöttsching

https://www.biobauer-tomschitz.at/

 

 

Betrieb Steiger "Von der Weide auf den Teller", Pöttsching, Burgenland

Julia & Johannes Steiger holen uns mit ihren Söhnen Nikolas & Matteo direkt beim Hofladen Tomschitz ab und wir  spazieren gemeinsam zur Schafherde. Die Landwirtschaft „Von der Weide auf den Teller“ wird von Julia & Johannes im Nebenerwerb betrieben – unterstützt von den Söhnen und Johannes’ Eltern, die ebenfalls mit anpacken.

„Wir nehmen alles in die eigenen Hände.“ Auf ihrem Hof leben rund 50 Shropshire-Schafe. Die Schlachtung erfolgt direkt am Betrieb, ebenso die Verarbeitung des Fleisches ganz ohne Zusatzstoffe. Johannes berichtet dabei von traditionellen Rezepten aus aller Welt zur Haltbarmachung. Ein wichtiger Aspekt ihrer Philosophie ist das Futter: Nur hochwertigste Qualität – das schmeckt man. Haltung und Fütterung müssen ideal sein, denn Johannes verzichtet komplett auf künstliche Hilfsmitteln wie Phosphate oder Citrate und kann somit den Geschmack nicht ausgleichen. „Damit ein gutes Produkt entsteht, muss von Anfang an alles passen.“
Auf die Frage, warum er all das tut, antwortet Johannes: „Aus Respekt – vor dem Tier, vor dem Leben und vor dem Tod.“
Nach dem Besuch der Schafherde fahren wir noch ein paar Minuten weiter mit dem Bus zum Bauernhof der Familie Steiger. Dort dürfen wir einen Blick in den Schlachtraum und die Verarbeitungsräume werfen: Wir sehen die Selchschränke, in denen mit Buchenholzspänen geräuchert wird, sowie den Kühlraum, in dem Würste, Salami und geräucherte Leberpastete lagern.
Anschließend dürfen wir uns selbst vom Geschmack überzeugen: Ein sehr reichhaltiges Buffet wurde angerichtet – hier wird nochmals deutlich, dass wirklich das ganze Tier genutzt wird, ganz im Sinne von „From Nose to Tail“. Johannes erklärt uns noch einmal, worauf es bei dieser natürlichen Haltbarmachung und dem ausgezeichneten Geschmack wirklich ankommt: gute und stressfreie Haltung, eine möglichst schonende Schlachtung sowie eine rasche Verarbeitung mit engmaschiger Qualitätskontrolle.
Der Aufwand ist groß – während der Verarbeitungszeit muss Johannes alle drei Stunden die Produkte kontrollieren, auch nachts. Und das zusätzlich zu seinem Hauptberuf. Doch man spürt: Das ist eine echte Herzensangelegenheit. Das Ergebnis spricht für sich: Es schmeckt hervorragend und beweist, dass Fleischverschwendung nicht nötig ist, genau wie der Einsatz von chemischen Zusätzen – wenn man genau weiß, was man tut.
Zum Abschluss wird noch fleißig eingekauft, es wird geplaudert und gelacht – ein interessanter und lehrreicher Tag klingt langsam aus, bevor wir uns schließlich losreißen und zurück nach Wien aufbrechen.

Julia und Johannes Steiger
Hauptstraße 80
7033 Pöttsching

https://www.vonderweide.aufdenteller.at/

Fotos:  Reinhard Gessl, ÖKL, Martina Koliha

Fotos:  Reinhard Gessl, ÖKL, Martina Koliha, Karl Nachtnebel

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© 2018, ÖKL, Afterwork am Bauernhof

Impressum:
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