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Kreislauf der
Elemente

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Freitag, 13. Juni 2025

Unsere sonnige Afterwork-Landpartie startet in Wien-Hütteldorf. Gemeinsam machen wir uns mit dem Gemeinschaftsbus auf in den Westen von Wien zu zwei spannenden Betrieben, die jeweils auf ihre eigene Weise Kreislaufwirtschaft betreiben. 
Bereits während der Fahrt stimmt uns Selina mit einem Überblick zum Tagesprogramm ein. Danach übernimmt unsere Fachreferentin Silke Michelitsch von der BOKU vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement. 
Sie gibt uns einen fundierten Einblick in das Thema Aquaponik.
Aquaponik – so lernen wir – ist kein ganz neues Konzept, sondern wurde bereits vor vielen Jahren in Südchina und Südamerika angewendet. Heute wird es in einer technisierten Form neu umgesetzt. 
Der Begriff setzt sich aus Aquakultur (Fischzucht im Wasser) und Hydroponik (bodenloser Pflanzenanbau in Nährstofflösung) zusammen. In einem geschlossenen Kreislauf werden die Nährstoffe aus der Fischhaltung über ein Filtersystem den Pflanzen als Dünger zugeführt. Diese reinigen das Wasser, das wiederum zurück zu den Fischen fließt – ein hocheffizientes, ressourcenschonendes Kreislauf-System.
In Österreich ist der Selbstversorgungsgrad bei Fisch mit etwa 7–8 % sehr niedrig, und auch der Verbrauch pro Kopf liegt bei nur rund 7–8 kg pro Jahr. Im Gegensatz dazu haben wir einen Fleischverbrauch von  60 kg pro Kopf. Um den Selbstversorgungsgrad zu erhöhen wird Fischzucht – auch im Rahmen von Aquaponik – staatlich gefördert.

 

Wassergarten, Pönning, NÖ

Wir erreichen den Betrieb von Simon und Alina Kaiblinger, die seit 2018 eine Aquaponik-Anlage betreiben. Diese Anlage ist ein Standbein neben ca. 23 ha Ackerbau, einer Schweinemast, Ziegenhaltung, einem vier Hektar großen Wald, einem Hofladen mit 25–30 liefernden Partnerbetrieben und Legehennen.
Simon nimmt sich viel Zeit, um uns das Konzept zu erklären. Die Entscheidung für den afrikanischen Raubwels im Aquaponik-System ist gut überlegt und macht sich ein natürliches Verhalten dieser Art zunutze. In den Trockenperioden ihrer Heimat sinken die Wasserstände deutlich, wodurch die Fische auf engem Raum zusammenrücken müssen. Dabei schaltet sich ihr Überlebensinstinkt ein: Sie stellen den Kannibalismus ein, um die Art zu schützen. Gleichzeitig passen sie sich an die sauerstoffärmeren Bedingungen an, indem sie zusätzlich über ein spezielles Organ – das sogenannte Blumenkohlorgan – Luftsauerstoff aufnehmen können. Dieses Organ das die Luftsauerstofffatmung ermöglicht macht sie in der Aquaponik-Anlage besonders robust gegenüber technischen Ausfällen. Zudem überzeugt der afrikanische Raubwels mit grätenarmem, saftigen Fleisch, was ihn zu einer nachgefragten Speisefischart für die Direktvermarktung macht.
Simon arbeitet ohne Antibiotika und Pflanzenschutzmittel. Die Pflanzen im Folientunnel werden ausschließlich mit dem nährstoffreichen Fischwasser versorgt – ganz ohne zusätzliche Düngemittel.gedüngt. Die Aquaponik funktioniert so: Die Fische produzieren nährstoffreiches Wasser, das zuerst über Biofilter läuft, dann zu den Pflanzen im Tongranulat gepumpt wird, die es reinigen. Anschließend gelangt es wieder zurück in die Fischbecken. Insgesamt sind etwa 100.000 Liter Wasser im Kreislauf – mit einem Verlust durch Verdunstung und Reinigung von ca. 3 %.
Aktuell produziert der Wassergarten jährlich zwischen 8 und 10 Tonnen afrikanischen Raubwels – ausbaubar auf bis zu 27 Tonnen. Die Schlachtung der Fische unterliegt in Österreich strengen Auflagen. Bevor die Tiere getötet werden, wird das ansonsten warme Wasser deutlich heruntergekühlt. Dadurch verfallen die Fische in eine Art Trancezustand – ein Vorgang, der die stressfreie Schlachtung ermöglicht.
Besonders innovativ: Rund 57 % eines Fisches gelten normalerweise als "Abfall". Nicht so im Wassergarten – hier werden diese Nebenprodukte zu  Hundeleckerlis verarbeitet. So gelingt es Simon Kaiblinger, den Wels zu 100 % zu verwerten.
Nach dem Rundgang durch die Fischanlage gehen wir in den Folientunnel, wo bereits Gurken, Tomaten und Kräuter auf Tongranulat wachsen.  Zum Abschluss genießen wir Brot mit Tzatziki (natürlich mit Gurken aus der Aquaponik-Anlage), stellen Fragen, diskutieren weiter über das Betriebskonzept und erhalten noch spannende Einblicke in die Vermarktung an vier Gastronomiebetriebe.

 

​​Wassergarten

Simon Kaiblinger

Pönning 4

3141 Kapelln

https://www.wasser-garten.at/

 

 

 

Grünzeug vom Feld, 

Unsere zweite Station ist die Marktgärtnerei von Verena und Michael Kietreiber, Grünzeug vom Feld. Schon im Bus haben wir erfahren, was einen Market-Garden-Betrieb auszeichnet: kleine Fläche, intensive, ganzjährige Bewirtschaftung, hauptsächlich Handarbeit, kaum Maschinen, ökologische Prinzipien – oft von Quereinsteiger:innen geführt.
Und genau das trifft hier zu: Verena und Michael sind Quereinsteiger:innen, betreiben ihren Betrieb seit 2008 hauptberuflich, mit 2–3 Mitarbeiter:innen auf etwa 2,8 ha Beetfläche. Mit bis zu 120 verschiedenen Kulturen bauen sie ein vielfältiges Sortiment an, das vor allem an die Spitzengastronomie und am Wochenmarkt in St. Pölten verkauft wird.


Wir sprechen über den Unterschied zwischen Starkzehrern und Schwachzehrern und erkunden dabei unter anderem Schwarzwurzeln, Süßkartoffeln, Rattenschwanz-Rettich, Superschmelz und dem Spargelsalat Chinesische Keule – alles liebevoll gepflegt, durchdacht angeordnet und mit viel Know-how kultiviert.
Beim Rundgang erzählt uns Verena von Fruchtfolge-Planung, dem Einsatz von „Schwammerlkompost“, besonders bei den Tomatenbeeten, und der Unterstützung durch eine spezielle Market-Garden-App. 
Zum Abschluss gibt es noch eine Verkostung mit Kräuter-Blüten-Butter, köstlichen Erdbeeren mit Waldbeeren-Aroma und selbst eingekochtem Tomaten-Sugo, eine kleine Einkaufsmöglichkeit und viele Gespräche mit den Gastgeber:innen. 


Im Bus zurück macht unsere Referentin Silke Michelitsch noch einen Mentimeter-Quiz mit QR Code und es wird noch einiges diskutiert. Zufrieden landen wir wieder in Wien nach einem sehr informativen Ausflug!!!

Grünzeug vom Feld

Michael & Verena Kietreiber
Maria Jeutendorf 60
3140 Pottenbrunn

https://www.gruenzeugvomfeld.at/

Fotos:  ÖKL, Martina Koliha 

Fotos:  ÖKL, Martina Koliha 

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© 2018, ÖKL, Afterwork am Bauernhof

Impressum:
ÖKL – Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung

A-1040 Wien, Gußhausstraße 6; 

Tel: + 43 1 5051891

E-Mail: office@oekl.at

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