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Erntedank
mit Süßkartoffeln, Kürbis
& feinen Ölen

 

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Freitag, 18. Oktober 2024

Fotos: M.Koliha, ÖKL

Heute führt unsere Exkursion vom Kagraner Platz zunächst nach Orth an der Donau zur Zürbiserei und anschließend zu den 14er Ölen in Baumgarten an der March. Während der Busfahrt nutzen wir die Zeit um mehr über die Landwirtschaft sowie über die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, insbesondere durch nachhaltigen Einkauf und Lagerung zu erfahren. Die Fakten zur Lebensmittelverschwendung in Österreich sind ernüchternd: Jährlich werden etwa eine Million Tonnen Lebensmittel verschwendet, wobei rund 200.000 Tonnen direkt in der Landwirtschaft anfallen.

Als zweites Thema des heutigen Tages wird Ressourceneffizienz im Rahmen von Kreislaufwirtschaft behandelt – ein Schwerpunkt des 14er Hofs, der durch ein spezielles Damm-Bewässerungssystem besonders schonend mit Wasser umgeht.

Zürbiserei, Orth an der Donau, Niederösterreich

 

Vor Ort werden wir herzlich von Valentina Zehetbauer empfangen die uns heute durch Betriebsanlagen und Felder führen wird. Die Zürbiserei ist ein Familienbetrieb in fünfter Generation der seit über 120 Jahren besteht und sich mit dem Anbau von Kürbissen und Süßkartoffeln in der Region Marchfeld etabliert hat.
Ursprünglich ein Pferdezuchtbetrieb und später Heimat für Milchkühe, wurde der Hof von Valentinas Vater übernommen, der sich ganz dem Gemüsebau verschrieb und schließlich den Kürbis als Schwerpunkt für den Betrieb entdeckte. Über Jahrzehnte hat sich die Familie mit Hingabe dem Kürbisanbau gewidmet und zur heutigen Bedeutung "der Riesenbeere" verholfen.

Die Zürbiserei legt besonderen Wert auf die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und hat verschiedene Maßnahmen entwickelt um dies zu erreichen. Eine effiziente Ernte und Lagerung sind dabei essenziell. Gemüse, das optisch nicht den gängigen Normen entspricht wird an die Tafel für bedürftige Menschen gespendet. Gemüseabschnitte die nicht weiterverwertet werden können, werden in die Biogasanlage überführt, wo man sie zur Energiegewinnung nutzt. Darüber hinaus wird ein Teil der Ernte, der nicht für den Supermarkt vorgesehen ist, einer Veredelung zugeführt, um alternative Produkte herzustellen.

In der Lagerhalle sind wir mitten im Hochbetrieb während der Erntesaison, der durch die bevorstehenden Halloween-Feierlichkeiten nochmals intensiviert ist. Der richtige Umgang mit der Lagerung ist dabei entscheidend, um die Qualität der Kürbisse zu bewahren und sogar zu verbessern – ein Fokus der heutigen Veranstaltung. Kürbisse können, bei optimaler Lagerung, mehrere Monate haltbar sein. Je länger die Lagerzeit, desto intensiver wird das Aroma des Fruchtfleisches.
Große Kürbisse, wie Muskatkürbisse mit über 30 kg, werden für den Verkauf in der Zürbiserei in einem speziellen Verfahren geschnitten, von den Kernen befreit und verpackt, sodass er innerhalb von 24 Stunden frisch im Supermarktregal erhältlich ist.
Mit der Einführung der „Dolce Rosa“ Süßkartoffel verfolgt die Zürbiserei das Ziel, diese wärmeliebende Knolle in Österreich zu etablieren und das Angebot an regionalen Produkten zu erweitern. Vor einigen Jahren wäre der Süßkartoffelanbau in Österreich noch nicht möglich gewesen – durch den Klimawandel ist dies jetzt jedoch der Fall. Wie wir erfahren, ist die Lagerung der Süßkartoffeln komplex: Direkt nach der Ernte ist die Schale zu dünn für den Verkauf, daher durchlaufen die Knollen einen „Curing“-Prozess in einem speziellen Lagerraum bei 30 Grad und 60 % Luftfeuchtigkeit, wodurch die Schale dicker wird und Verletzungen verheilen können.

Valentina zeigt uns die Vielfalt der Kürbisse, von klassischen Hokkaido- bis zu Maronikürbissen, die tatsächlich nach Maroni schmecken. Auch Spaghettikürbisse und weitere Sorten werden begutachtet und wir erfahren, welche optischen Kriterien dazu führen, dass bestimmte Kürbisse nicht im Supermarkt verkauft werden dürfen, obwohl sie geschmacklich ausgezeichnet sind.
Zu unserer Freude dürfen wir Crostini mit überbackenen Kürbis und den aromatischen Maronikürbis probieren.

Nach getätigten Einkäufen nutzen wir die Busfahrt zum Süßkartoffelfeld , um über die Biogasanlage in Orth an der Donau zu sprechen. Diese Anlage bietet der Familie Zehetbauer die Möglichkeit, Ernterückstände in Energie umzuwandeln und so den gesamten Betrieb energieeffizienter zu gestalten . Angekommen auf dem Süßkartoffelfeld zeigt uns Valentina noch die Pflanzen, die in den Reihen wie dichte Efeufelder wirken. Nachdem wir spannende Einblicke in die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung gewonnen haben und Möglichkeiten zur nachhaltigen Lagerung kennenlernen durften, reißen wir uns nun los und machen uns auf den Weg zum nächsten Betrieb: dem „14er Hof“. Nach einer etwa 25-minütigen Fahrt erreichen wir den Hof in Baumgarten an der March, wo uns ein weiterer Schwerpunkt des Tages erwartet – die Ressourceneffizienz in der Landwirtschaft, insbesondere im Hinblick auf Wasser.

Zürbiserei Zehetbauer 
Neusiedlzeile 36 
2304 Orth an der Donau

www.zuerbiserei.at

 

14er Öle, Baumgarten an der March, Niederösterreich

Sebastian Hansi, im Ort auch bekannt als „14er Hansi“ aufgrund seiner Türnummer 14, die zum Betriebsnamen „14er Öle“ inspiriert hat, steigt gemeinsam mit seiner Schwester Katharina in den Bus. Unsere Fahrt führt uns zu einem seiner Felder, wo wir das "Turiel Dammsystem" begutachten können. Sebastian bewirtschaftet seine Felder schon einige Jahre nach diesem System und ist von dieser wasser- und bodenschonenden Anbauweise überzeugt.

Er kultiviert auf seinen Feldern eine Vielzahl von Pflanzen darunter Getreide, Ölfrüchte und Gewürze wie Schwarzkümmel - allesamt auf Dämmen. Einige Merkmale des Turiel-Dammsystems sind:

  • Durch die besondere Form der Dämme kann Luft zirkulieren, was zu einer besseren Belüftung des Bodens führt. Diese Belüftung ist entscheidend für die Gesundheit der Pflanzen, da sie das Wurzelwachstum fördert.

  • Das System ermöglicht eine effektive Wasseraufnahme durch den Boden, da das Wasser von den Dämmen in die angrenzenden Flächen aufsteigt. Dadurch bleibt der Boden in den internen Bereichen feuchter, was besonders in trockenen Perioden von Vorteil ist.

  • Dieses System fördert die Bildung eines gesunden Bodens, der reich an Nährstoffen ist und die Fruchtbarkeit steigert. Die Kombination von Ton und Humus sorgt für eine bessere Wasserspeicherung und Nährstoffaufnahme.

  • Durch die Dämme entsteht ein günstiges Mikroklima, das Temperaturunterschiede verringert und eine gleichmäßigere Feuchtigkeit im Boden gewährleistet. Diese Bedingungen sind optimal für das Wachstum der Pflanzen und tragen zur Ertragssteigerung bei.
     

Das Dammsystem an sich ist ein traditionelles Anbausystem, das bereits seit Jahrhunderten in der Landwirtschaft verwendet wird. Es wurde von Julian Turiel weiterentwickelt, um es für die moderne Landwirtschaft fit zu machen. Durch dieses System und die angepassten Anbauverfahren wird die Wasser- und Bodennutzung optimiert, was besonders in Zeiten des Klimawandels von großer Bedeutung ist.

Die Turiel-Dammkultur hat sich laut Sebastian als besonders effektiv erwiesen und ist in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz weit verbreitet. Bereits 400 Landwirte in Österreich nutzen diese Methode, die es Sebastian ermöglicht, auch durch lange Trockenperioden erfolgreich zu wirtschaften. Er betont, dass in der Mitte des Dammes immer etwas Feuchtigkeit bleibt, was entscheidend für das Wachstum der Pflanzen ist.

Nach diesem interessanten Vortrag begeben wir uns in den Verkostungsraum mit der Ölpresse nebenan. Der ursprüngliche Gedanke von Hansi, Öl zur Gewinnung von Treibstoff für seine eigene Motorrad-Sammlung zu nutzen, ist mittlerweile in den Hintergrund gerückt. Stattdessen haben er und Katharina sich der Kunst der Ölproduktion verschrieben und entdeckt, wie vielfältig und geschmackvoll die eigenen Öle sein können. Wir beobachten, wie Sonnenblumenöl kaltgepresst wird; die Kerne werden vorher nicht geröstet. Nach dem Pressen wird das Öl nicht gefiltert, sondern darf in Behältern absetzen, bevor es in Flaschen abgefüllt und weiter veredelt wird – zum Beispiel mit Kräutern, Knoblauch oder Chili. Zudem stellen sie auch Schwarzkümmelöl her, das für gesundheitsfördernde Eigenschaften bekannt ist, wie z.B. die Unterstützung des Immunsystems und entzündungshemmende Wirkungen.

Ein Blick in die Zukunft lässt vermuten, dass die Geschwister noch viel vorhaben in der Landwirtschaft und  Ölgewinnung.
Wir dürfen die köstlichen Öle verkosten und nutzen die Gelegenheit für einige Gespräche über die landwirtschaftliche Praxis vor Ort.
Rückblickend haben wir heute sehr spannende und auch sehr unterschiedliche Betriebe kennenlernen dürfen und eines steht fest: Die vielfältigen Produkte, die engagierten Betriebsleiter:innen und der Fokus auf die Schwerpunkte haben uns erneut viel Neues vermittelt!​
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14er Öle

Baumgarten an der March 14

2295 Baumgarten an der March

www.14eroele.at

Fotos: M.Koliha, ÖKL

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