




Wenn die Jungen
übernehmen
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Freitag, 16.Mai 2025
Biohof Maurer, 1210 Wien
Am Freitag, 16. Mai trifft sich eine Gruppe von 25 an Landwirtschaft interessierten Personen am Kagraner Platz und steigt dort in einen Gemeinschaftsbus. Nach einer kurzen Einführung von Kornelia Zipper haben wir unser Ziel auch schon erreicht – den Biobetrieb Maurer in Leopoldau. Es begrüßen uns Regina Maurer und ihr Sohn Andreas und wir kommen gleich zum Thema „Wenn die Jungen übernehmen“. Regina war Lehrerin und ihr Mann Horst führte den landwirt-schaftlichen Ackerbau-Betrieb. Tiere gab es keine. Regina erzählt, dass sie als Kind das letzte Mal Milch von der Kuh Flora getrunken hat. Andreas, eines von drei Kindern, hat an der Universität für Bodenkultur Wien studiert und viele Ideen gehabt. 2018 hat er den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Die erste Neuausrichtung war die Umstellung auf biologische Landwirtschaft (begonnen hat man damit schon 2015). Und da seine Frau Lisa Tierärztin ist, ergab sich der zweite Schritt: Tiere sollten wieder auf den Betrieb! Nach einigen Überlegungen fiel die Wahl auf Schweine und man begann mit der Planung. Da die Großeltern schon ganz früher erfreulicherweise ein Grundstück dazugenommen haben, gibt es kein Platzproblem – heute wäre ein zusätzliches Grundstück nicht mehr bezahlbar. 2022 war der ganze Schweinebereich fertiggestellt. Erst vor kurzem erweitert wurde der Legehennenbestand mit drei mobilen Hühnerställen, Ziegen und Pferde gibt es auch und nächste Woche kommen sogar (wieder) Rinder auf den Betrieb!
Die Eltern haben Andreas´ Pläne von Anfang an unterstützt. Sie schauen aber heute nicht nur zu: Regina ist jetzt „die Altbäurin“, wie sie selbst sagt, ihr Schwerpunkt liegt auf Schule am Bauernhof, ca. 2000 Kinder kommen im Jahr auf den Hof. Horst ist nach wie vor auf den Feldern tätig, das Futter für die eigenen Tiere wird vollständig auf dem eigenen Betrieb hergestellt.
Die AfterWork Partie besucht den Außenklima-Schweinestall mit "Welser Buchten" und viel Stroh, die Legehennenweide mit drei Hühnermobilen und die Futtermischanlage. Andreas Maurer erklärt und erzählt uns alles und beantwortet offen alle unsere Fragen zu den Tieren und zum Tierwohl, zum Futter, zur Schlachtung, Vermarktung, zum Kund:innenkreis, zur Frage Geruchsbelästigung (gibt es Dank Stroh und raschem Wegbringen des Mistes nicht), zur „mobilen Schweinesuhle“ und vieles, vieles mehr. Die kleine Tochter Sonja ist auch überall mit dabei und fährt selbstbewusst auf ihrem kleinen Kindertraktor mit.
Die Generationen sind also auf diesem Hof wunderbar vereint. Und da menschlich und wirtschaftlich alles so gut funktioniert, ist auch Platz für neue Pläne: Rinderhaltung, eigener Schlachtraum, Schweine auf die Weide etc. und wer weiß, was da noch alles kommt!
Nach der Verkostung von Blut- und Hauswurst, Eier- und Leberaufstrich, Grammelschmalz und Kürbiskernöl wird ein eingekauft und sich herzlich verabschiedet. Danach steigt die AfterWork-Gruppe in den Bus und es geht weiter.
Biohof Maurer
Leopoldauer Platz 17
1210 Wien
Biohof Vogt, Obersdorf, Niederösterreich
Die nächste Station ist der Biohof Vogt in Obersdorf im Weinviertel. Wir werden von Maria Vogt und von ihrem Neffen Tobias im Innenhof begrüßt. Ab 1989 wurde der Hof von Maria und Franz Vogt biologisch bewirtschaftet und zählt zu den ältesten Biobetrieben in der Region. Auch hier erfolgte vor einiger Zeit die Hofübergabe an die „Jungen“: Dieser Ackerbau-, Gemüse-, Wein-, Obst- und Schafbetrieb ging 2021 von den Eltern Maria und Franz an Sohn Severin und an Neffen Tobias. Seit damals ist der Betrieb etwas an Fläche gewachsen, die Betriebszweige wurden im Großen und Ganzen weitergeführt und -entwickelt. „Früher“ haben 2 Personen am Betrieb gearbeitet, heute sind es 3 bis 3,5 Arbeitskräfte (damals wie heute gibt es immer wieder Unterstützung durch Praktikant:innen und „Woofer:innen“. Maria ist weiterhin gerne am Hof tätig, ist aber zufrieden damit, nicht mehr die ganze Verantwortung zu tragen. Sie hat jetzt mehr Zeit für ihre anderen Interessen und genießt das.
Die interessierte AfterWork-Partie besucht die Schafe und geht dann (einmal durchs Dorf) zu einem Gemüsefeld. Dort wird viel gefragt und viel erzählt und gezeigt, auch hier geben sowohl Maria als auch Tobias bereitwillig Auskunft, auch zu Wirtschaftlichkeit, Liquidität etc.
Zum Abschluss gibt es im Innenhof ein wunderbares Buffet: Emmer mit Gemüse, Spinat- und Bohnenaufstrich, Salat mit Apfel und Nüssen, Traubensaft – einfach köstlich! Im kleinen Laden können wir einkaufen. Und nach einer abschließenden Dankes- und Verabschiedungsrunde geht es mit dem Gemeinschaftsbus zurück zur U-Bahnstation Wien.
Biohof Vogt
Hauptstraße 36
2120 Obersdorf
Bericht: Eva-Maria Munduch-Bader
Fotos: ÖKL