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Dorf in der Stadt:
Leopoldauer
Schweine & Gemüse

 

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Freitag, 05. September 2025

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Heute, wie es der Titel der Veranstaltung schon verrät, erkunden wir zwei Bio-Bauernhöfe mitten in der Stadt.
Am Leopoldauer Platz im 21. Wiener Gemeindebezirk befinden sich in unmittelbarer Nähe zueinander zwei spannende landwirtschaftliche Betriebe: Einer mit Schwerpunkt auf Biogemüse, der andere mit Fokus auf Schweinehaltung und Legehennen aber auch mit anderen Tieren wie Ziegen, Kühen und Pferden.


Biobauernhof Prohaska, Leopoldauerplatz 4, 1210 Wien 
 

Unser erster Stopp ist der Biobauernhof Prohaska am Leopoldauer Platz 4 in 1210 Wien. Unter dem großen Walnussbaum im Garten werden wir herzlich von Grete Prohaska und Kornelia Zipper begrüßt. Kornelia vermittelt uns zunächst spannende Einblicke in die aktuelle Situation der Landwirtschaft in Österreich. Wir erfahren, dass es nur noch rund 101.000 landwirtschaftliche Betriebe gibt und dass das sogenannte Höfesterben, bedingt durch wirtschaftlichen Druck, fehlende Nachfolge und steigende Betriebskosten, ein ernstes Thema ist. Etwa ein Viertel aller Betriebe wird biologisch bewirtschaftet. Sogar in der Großstadt Wien gibt es immerhin 418 landwirtschaftliche Betriebe. Auch der Selbstversorgungsgrad kommt zur Sprache: Bei Gemüse liegt er nur bei 58 Prozent bei einem Konsum von 121 kg pro Kopf und Jahr (ohne Kartoffeln). Beim Fleischkonsum staunen wir über den österreichischen Durchschnittsverzehr von 34 Kilogramm Schweinefleisch pro Person und Jahr, deutlich mehr, als viele von uns vermutet hätten. Bei Schweinefleisch liegt der Selbstversorgungsgrad über 100 %.
 

Grete Prohaska erzählt uns von der Geschichte des Hofes, der sich seit mehreren Generationen im Familienbesitz befindet. 1989 übernahm sie gemeinsam mit ihrem Mann den Betrieb und stellte konsequent auf biologischen Landbau um. Gemüse war von Anfang an ihre Leidenschaft, denn, wie sie sagt, es sei bunt, schön und vielfältig. Heute prägen eine sorgfältige Fruchtfolge, schonender Umgang mit dem Boden, viel Handarbeit und eine große Portion Experimentierfreude die Arbeit am Hof. Einer ihrer Leitsätze lautet, dass auf einer gesunden Pflanze der Schädling stirbt, und ihre Erfahrung zeigt, dass dies in den meisten Jahren zutrifft.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zu den Feldern, die sich direkt hinter dem Hof am Stadlweg erstrecken. Insgesamt bewirtschaftet die Familie 45 Hektar, die zum Großteil in Gerasdorf liegen. Die Fläche, die wir nun besichtigen, umfasst knapp einen Hektar und ist dem Gemüseanbau gewidmet. Rund zwei Drittel der Arbeitszeit fließen hierein. Auf dem Feld staunen wir über Fenchel, Salate, Pastinaken, Karotten, Tomaten und viele andere Kulturen. Wir entdecken frischen Pak Choi, Löwenzahnsalat, Sellerie, Mangold, Süßkartoffel und Fenchel. Grete betont erneut, wie wichtig die Fruchtfolge für die Bodengesundheit ist und erzählt, dass sich auf den Flächen der Anbau von Getreide, Gemüse und Leguminosen abwechselt.

Die Hofübergabe an den Sohn hat bereits stattgefunden, doch weiterhin arbeitet die Familie Hand in Hand, unterstützt von drei externen Mitarbeiter:innen. Das Gemüse wird über den eigenen Hofladen verkauft, den wir ebenfalls besichtigen und auch fleißig darin einkaufen. Zum Abschluss erwartet uns ein liebevoll vorbereitetes Buffet mit erntefrischem Gemüse, Erdäpfelkas, Salat und Brot. Grete beantwortet geduldig unsere Fragen und vermittelt uns ihre Begeisterung für nachhaltige Landwirtschaft, die man bei jedem Schritt über den Hof und die Felder spürt.

Leopoldauerplatz 4

1210 Wien 

www..biohofprohaska.at

 

 

 


Biohof Maurer, Leopoldauer Platz 17, 1210 Wien

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Es geht nochmals hinaus auf den Stadlweg. Wir spazieren rund 200 Meter an den Feldern entlang und sehen linker Hand bereits den neuen mobilen Hühnerstall sowie die Ziegen und Rinder der Familie Maurer. Während Andi noch mit der Kürbisernte beschäftigt ist, nutzen wir die Gelegenheit, um mit Reinhard Geßl, Nutztierhaltungsexperte vom FiBL, mehr
über Tierwohl in der Schweinehaltung zu erfahren.

 

Unter dem Begriff Tierwohl versteht man, dass Nutztiere ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können - dafür benötigen sie unterschiedliche Bereiche. Für Fressen, Ausruhen oder Ausscheiden müssen eigene Plätze vorgesehen werden. Die Tiere müssen sich frei bewegen können, Zugang zu Auslauf ins Freie haben. Die Ruheplätzen müssen tiergerecht eingerichtet sein. Schweine und andere Nutztiere brauchen zudem ein abwechslungsreiches Umfeld mit Sinnesreizen, ausreichend Einstreu und gut erreichbarem Auslauf. Sie sind soziale Wesen und profitieren von Gruppenhaltung mit Bewegungsmöglichkeiten im Stall und im Freien.

Über Schweine lernen wir außerdem: „Schweine sind äußerst neugierig, dämmerungsaktiv und leben in der Natur in Rotten mit etwa 20 Tieren. Sie verbringen viel Zeit mit Erkundung und Nahrungssuche und wühlen, auch wenn sie satt sind. Sie sind sehr reinlich, legen eigene Kotbereiche an und bauen Nester zum Ruhen.“ In der Biohaltung haben Mastschweine Anspruch auf mindestens 1,3 Quadratmeter Stallfläche, einen eingestreuten Liegebereich und 1 Quadratmeter Auslauf ins Freie. Zum Vergleich: In der konventionellen Haltung stehen ihnen 0,7 Quadratmeter zur Verfügung. 


Zurück am Hof begrüßen uns Andi und seine Tochter Sonja. Gemeinsam mit seiner Frau Lisa, seinen Eltern und Helfer:innen betreibt er einen Biohof mit 40 Hektar Ackerfläche, auf denen Gerste, Triticale, Futtererbse, Hirse, Kürbisse und Sonnenblumen teilweise als Futtermittel angebaut werden. Im Innenhof sehen wir den riesigen neuen Schweinestall mit "Welser Buchten" und Auslauf mit Suhle und Schattenbaum. Andi erklärt: „Bei uns gibt es kein Zähneschleifen, keine routinemäßigen Medikamente und kein Schwanzbeißen. Kastration passiert nur unter Narkose und Schwänze werden nicht kupiert.“ Er betont, wie wichtig ihm das Tierwohl ist und zeigt uns den großzügigen Außenklimastall, in dem die Schweine viel Platz und Komfort haben. Der Hof ist seit 1646 in Familienbesitz und wurde 2017 auf Bio umgestellt. Heute leben hier 120 Schweine und 700 Legehennen, 3 Ziegen und 2 Rinder, 2 Pferde.

Die Schwäbisch-Hällischen Landschweine gelten als besonders fürsorglich im Umgang mit ihrem Nachwuchs. Andi erklärt den Ablauf: „Nach der Befruchtung sind es drei Monate, drei Wochen und drei Tage bis zur Geburt. Die Ferkel bleiben bis zu acht Wochen bei der Mutter, bevor sie weitere vier Wochen mit Gleichaltrigen verbringen. Nach rund neun Monaten geht es erst zur Schlachtung – im Vergleich zu sechs Monaten in der konventionellen Landwirtschaft.“ Während wir die Schweine beobachten, betont Andi erneut, wie wichtig Abkühlungsmöglichkeiten sind, da Schweine nicht schwitzen können. Das Schwäbisch-Hällische Landschwein sei seine Hauptschweinerasse, geschätzt für gute Fleischqualität und geringe Ferkelverluste. „Schweine sind die saubersten Nutztiere, wenn das Stallsystem stimmt“, sagt er. „Sie legen eigene Kotplätze an und sind generell sehr reinlich.“ Die Ferkel dürfen hier sieben Wochen bei der Mutter bleiben, doppelt so lang wie in der konventionellen Haltung. Die Ferkelnester können im Winter auf 20 bis 30 Grad beheizt werden. Bei der Fütterung werden die Fressstände geschlossen, damit die Sauen 20 Minuten in Ruhe fressen können.

Wir klären noch, warum Vollspaltenböden problematisch sind: Kot und Urin fallen durch die Spalten und werden zu Gülle, die unter den Tieren lagert. Das erzeugt Ammoniak, das stark riecht und die Tiere belastet. Darum ist eine gute Belüftung essenziell. Schweine verbringen in freier Wildbahn zwei Drittel des Tages mit Futtersuche, in der Mastschweinehaltung sind dafür oft nur vier Minuten eingeplant.

Ein Highlight ist Meister Eber, ein 250 Kilo schwerer, handzahmer Pietrain-Eber. Durch die gemeinsame Haltung erhöhen die Maurers die Besamungsrate, auch wenn das genaue Abferkelungsdatum schwieriger vorherzusagen ist. Seine Frau Lisa ist Tierärztin und hat ein mobiles Ultraschallgerät, um den Fortschritt der Trächtigkeiten zu überprüfen. Die trächtigen Sauen kommen kurz vor der Geburt in eigene Buchten, wo sie sich zurückziehen und Nester bauen können.

Anschließend besuchen wir den mobilen Legehennenstall. 700 neugierige Hühner laufen hier herum und einige dürfen wir in die Hand nehmen. Es gibt Gelegenheit für Selfies mit Huhn, bevor der Ausklang mit einer Verkostung beginnt. Wir probieren Speck, Selchaufstrich und Grammelschmalz, kaufen Produkte ein und sind überzeugt: Tierfreundliche Schweinehaltung ist möglich – und sie schmeckt hervorragend.

Biohof Maurer
Leopoldauerplatz 17

1210 Wien

www.biohof-maurer.at

Fotos:  ÖKL, Reinhard Gessl

Fotos:  ÖKL, Reinhard Gessl

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© 2018, ÖKL, Afterwork am Bauernhof

Impressum:
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A-1040 Wien, Gußhausstraße 6; 

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