




G'schichtln aus
dem Wienerwald
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Freitag, 17. Oktober 2025
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Unglaublich, aber wahr:
Diesen Freitag starten wir in unser letztes Afterwork der Saison – eine Saison voller spannender Exkursionen und unvergesslicher Erlebnisse.
Gemeinsam fahren wir mit dem Bus von Siebenhirten los und machen uns auf den Weg zu zwei besonderen Betrieben:
zum Natur.Gut Brabec in Pressbaum und anschließend zum Annahof in Laab im Walde.
Schon im Bus beginnen wir mit einem Überblick zur österreichischen Landwirtschaft. Derzeit gibt es in Österreich rund 101.000 landwirtschaftliche Betriebe. Etwa ein Viertel davon wirtschaftet biologisch – der Rest konventionell. Der Bio-Anteil wächst kontinuierlich, was zeigt, dass nachhaltige Bewirtschaftung für viele Landwirt:innen und auch Konsument:innen zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Wir sprechen darüber, warum das Höfeschließen so ein großes Problem ist. Viele Betriebe finden keine Nachfolge, die Arbeitsbelastung ist hoch, und der Preisdruck am Markt steigt. Kleinere Höfe kämpfen mit bürokratischen Auflagen und wirtschaftlichem Druck – dadurch verschwinden jedes Jahr viele Familienbetriebe. Damit geht nicht nur landwirtschaftliche Vielfalt verloren, sondern auch Wissen, Kultur und traditionelle Strukturen am Land.
Außerdem widmen wir uns dem Thema Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft. Dabei geht es darum, natürliche Stoffkreisläufe möglichst geschlossen zu halten: Pflanzen wachsen, werden zu Futter, Tiere erzeugen Mist und Gülle, die wiederum als Dünger auf die Felder zurückkehren. So entsteht ein in sich geschlossener Kreislauf, der Boden, Tiere und Pflanzen miteinander verbindet.
Ein Kreislauf bedeutet also, dass der Betrieb weitgehend unabhängig von äußeren Einflüssen ist und alles, was gebraucht wird, aus dem eigenen Hoforganismus stammt. Ein offener Kreislauf dagegen erfordert Zukäufe von außen – Futter, Dünger oder Energie – und macht den Betrieb anfälliger.
Natur.Gut Brabec, Pressbaum, NÖ
In Pressbaum werden wir von Verena Brabec herzlich empfangen. Sie steigt zu uns in den Bus und fährt mit uns zu ihrem zweiten Betriebsstandort, wo sich ihre Weideschweine befinden. Während der Fahrt erzählt sie uns, wie ihr Hof aufgebaut ist: Sie baut Roggen und Dinkel an, hält Rinder, Pferde und sechs Weideschweine und führt gemeinsam mit ihrer Familie
zwei eng verbundene Betriebe.
„Wir wollen möglichst resilient sein“, sagt sie, „wir wollen möglichst wenig von außen auf den Hof bekommen – ein in sich geschlossener Hofkreislauf ist uns wichtig.“
Als wir ankommen, laufen uns die 6 Schweine schon im Schweinsgalopp entgegen. Verena erklärt, dass ihre Schweine zwar wirtschaftlich nicht rentabel sind, für sie aber eine unschätzbare wertvolle Rolle spielen: Sie liefern Mist und ergänzen den gesamten Hoforganismus perfekt. Die Tiere leben auf großzügigen Weiden, geschützt durch einen doppelten Zaun gegen die Afrikanische Schweinepest. Wir beobachten sie, wie sie glücklich im Gras wühlen – hier wird Tierwohl wirklich gelebt.
Danach fahren wir weiter zum Wolfhof, dem zweiten Standort des Natur.Guts Brabec. Wir spazieren über die Streuobst-wiesen, genießen den Blick in den Stall und dürfen den Unterschied zwischen Grummet und Heu erriechen. Grummet ist
der zweite Schnitt einer artenreichen Wiese voller Kräuter und Gräser – gesundes Futter, das den Tieren gut bekommt. Verena betont, dass sie kaum Tierarztkosten haben und ihre Tiere sehr alt werden. Kühe und Pferde weiden hier in Co-Existenz nebeneinander – ein wunderschönes, harmonisches Bild.
Verena erzählt uns, dass der Hof nach Demeter-Richtlinien bearbeitet wird und damit biodynamisch bewirtschaftet ist.
Die Familie nutzt biodynamische Präparate, achtet auf geschlossene Stoffkreisläufe und verbindet Ackerbau, Tierhaltung
und Vermarktung in einem „runden“ Gesamtsystem. Neben der Landwirtschaft bietet die Familie Urlaub am Bauernhof sowie Schule und Kindergarten am Bauernhof an – um Wissen zu teilen und Landwirtschaft erlebbar zu machen.
Alle Generationen arbeiten Hand in Hand: Verena kümmert sich um die Vermarktung und die hofeigene Mühle, ihre
Mutter hilft bei der Apfelsaftherstellung mit, und Verenas Sohn und Tochter bringen sich aktiv ein – besonders bei „Schule am Bauernhof“. Verenas Mann ist für den Ackerbau zuständig. Im kleinen Hofladen dürfen wir frisches Brot mit Butter und Apfelsaft verkosten und zusehen, wie Verena in der Mühle ihr eigenes Mehl mahlt. Man spürt ihre Begeisterung und Leidenschaft für ihren Beruf – sie sprüht vor Energie und Lebensfreude.
Natur.Gut Brabec
Rauchengern 3,
3021 Pressbaum
Annahof, Laab im Walde, NÖ
Nach diesem inspirierenden Besuch fahren wir weiter zum Annahof in Laab im Walde. Während Hannes Schabbauer noch letzte Arbeiten erledigt, nutzen wir die Zeit, um im Regionalladen „Das Dirndl“ einzukaufen. Der Annahof liegt nahe dem Kloster der Barmherzigen Schwestern und wurde einst von diesen erbaut. Heute bewirtschaftet die Familie Schabbauer den Hof mit großer Hingabe.
Der Hof umfasst rund 90 Hektar, davon zwei Drittel Grünland und ein Drittel Ackerfläche. Es gibt Mutterkühe, Hochland-rinder, Schweine, Hühner und eine Apfelplantage mit Topaz-Äpfeln. Außerdem wird Mais und Soja angebaut – vor allem für das eigene Futter.
Im Stall erklärt uns Hannes den Alltag mit seinen Tieren. Wir lernen, dass die Trächtigkeitsdauer bei Kühen etwa neun Monate beträgt, ähnlich wie beim Menschen. Die Tiere sind gesund, Klauenpflege ist kaum notwendig, weil sie sich auf den Weiden natürlich ablaufen. Zwei- bis dreimal pro Woche wird ausgemistet. Vor fünf Jahren hat die Familie die Milch-produktion eingestellt, weil die Arbeitsbelastung zu groß wurde.
Ein wichtiges Standbein ist auch hier Schule und Kindergarten am Bauernhof. Kinder ab vier Jahren lernen spielerisch,
woher unsere Lebensmittel kommen.
Pro Jahr werden rund 40 bis 50 Rinder und etwa 150 Schweine für die Direktvermarktung geschlachtet. Eine befreundete Fleischhauerin verarbeitet das Fleisch nach Hannes’ eigenen Rezepten zu Wurst und weiteren Spezialitäten. Der Hofladen „Das Dirndl“ ist teilweise betreut – zu gewissen Zeiten sind Mitarbeiterinnen vor Ort, ansonsten ist er auch sonntags für Selbstbedienung geöffnet.
Wir sprechen auch über die Unterschiede zwischen Heu und Silage. Heu ist getrocknetes Gras, das ohne Gärung haltbar gemacht wird, während Silage durch natürliche Gärung konserviert wird. Sie wird häufig in sogenannten Fahrsilos gelagert – luftdicht abgedeckt, damit das Futter lange frisch bleibt und viele Nährstoffe erhält.
Bevor es dunkel wird, schauen wir noch zu den Hochlandrindern und Hühnern, dann zu den Schweinen, die sich schon zum Schlafen niederlegen. Zum Abschluss lädt uns Hannes in den gemütlichen Stadel ein. Bei einer herzhaften Jause mit Wurst- und Schinkenprodukten, Apfelsaft und einem Glas Wein stoßen wir gemeinsam auf ein gelungenes Afterwork und eine wunderbare Saison an.
Wir blicken zurück auf viele schöne Begegnungen, spannende Einblicke und wertvolle Gespräche – und nehmen das Gefühl mit, dass Landwirtschaft, wenn sie mit Leidenschaft und Überzeugung betrieben wird, nicht nur Arbeit, sondern echte Erfüllung ist.
Annahof
Klostergasse 11
2381 Laab im Walde
Fotos: ÖKL, M.Koliha


Fotos: ÖKL, M.Koliha






















































